Pilgern wie Luther an der Lahn: Wer singt, der betet doppelt Drucken E-Mail

thumb_1a-gsp071017wein_david_metzmacherRHEIN-LAHN. (13. Oktober 2017) Schritt für Schritt für Schritt. Mal schweigend, mal redend, mal singend pilgerten rund 20 Wanderer die dritte und letzte Etappe „Pilgern mit Luther gegen den Strom“. Die Veranstaltungsreihe als Beitrag im Reformationsjahr, die im Mai von Lahnstein nach Bad Ems, im August von Bad Ems nach Obernhof und im Oktober schließlich von Obernhof nach Diez führte, fand ein gelungenes Ende.

thumb_1a-gsp071017walter6_david_metzEinen beschwerlichen Weg hatte die Pilgergruppe um Matthias Metzmacher, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat Nassauer Land, zurückgelegt: mit fast 28 Kilometern war es die längste der drei Etappen. Metzmacher war es bei seiner Aktion besonders wichtig, im Reformationsjahr im gesamten evangelischen Dekanat Nassauer Land an der „Lebensader Lahn“ entlang zu gehen. „Das Pilgern bietet die Möglichkeit, spirituelle Erlebnisse in der Natur zu erfahren – dabei helfen das gemeinsame Singen, die Phasen der Stille und Andachten“, so Metzmacher. Damit möchte der Pfarrer Luthers Worten einen aktuellen gesellschaftlichen Kontext geben, um reformatorische Ideen in der Gegenwart zu bestärken.

thumb_1a-gsp071017start3_david_metzmUte Wendorff-Grimm aus Bad Ems war bereits bei der zweiten Etappe dabei. „Mir hat es so gut gefallen, dass ich trotz der langen Strecke dieses Mal unbedingt wieder mitpilgern wollte.“ Dass sie bei der ersten Etappe nicht dabei war, bereue sie, erzählt die 59-Jährige in der evangelischen Kirche in Obernhof. Sie wandere oft, aber an der Veranstaltungsreihe gefallen ihr besonders die geistigen Impulse des Pfarrers und das gemeinsame Singen. „In diesem Rahmen ist es einfach etwas ganz Anderes.“

Die Obernhofer Pfarrerin Antje Dorn begrüßte die Pilgergruppe in „ihrer“ Kirche und wünschte vor allem eine „schöne Zeit als Gruppe“. „Wer singt, der betet doppelt.“ Mit diesem Lutherzitat begann Metzmacher dann den gemeinsamen Tag. Im Anschluss sprach er mit den thumb_1a-gsp071017doernberg10_david_metzTeilnehmern einen Pilgersegen für den langen gemeinsamen Weg. Lutherrosen als Anstecker, bunte Rucksäcke und stabile Wanderschuhe kennzeichneten die Wanderer als Gruppe. Die kerte vor ihrem Ziel, der Stiftskirche in Diez, auch noch einmal in Dörberg in der kleinen idyllischen Dorfkirche ein. Susanne Hof und Helmut Geyer aus Fachbach schätzen besonders die Andachten und die Gemeinschaft. „Wir wandern auch zu zweit gerne, aber das Pilgern vereint Wandern, Natur und Glaube auf eine sehr ansprechende Weise.“

thumb_1a-gsp071017singen8_david_metzAuf dem Weg wird dann gesungen: „Bunt sind schon die Wälder“ schallt es herbstlich durch den Wald. Anschließend soll geschwiegen werden – bewusst nicht reden, sich auf die Natur, seinen Atem und vor allem auf sich selbst konzentrieren: in sich hinein hören. Hans A. Walter aus Dausenau ist 76 Jahre alt. Er ist ein echter „Pilgerexperte“. Schon 2006 fuhr er sechs Wochen mit dem Fahrrad vom Rhein-Lahn-Kreis in das über 2000 Kilometer entfernte Santiago de Compostela. „Die Organisation war wirklich sehr gut, deswegen bin ich heute auch zum dritten Mal dabei“, lobte Walter die Verantwortlichen.

Metzmacher ist mit der Resonanz der Teilnehmer äußerst zufrieden. „Auf dem Weg konnten wir als Gruppe reformatorische Erlebnisse ganz neu erfahren“, sagte der Pfarrer. Verschiedenen Aspekten Luthers wie sein Verhältnis zu den Juden, seine Verbundenheit zur Natur und die Bewahrung der Schöpfung konnte dabei ein angemessener Rahmen gegeben werden. Vier Teilnehmer haben alle drei Etappen mitgemacht - für diese hatte Metzmacher dann noch kleine Lutherpräsente als Überraschung und Auszeichnung parat. Im nächsten Jahr möchte der Pfarrer die Veranstaltungsreihe erneut anbieten. (dm)

Zu den Fotos:
Von Obernhof aus startete die dritte und letzte Etappe der Reihe „Mit Luther gegen den Strom pilgern“, um nach 28 Kilometern in Diez anzukommen. Fotos: David Metzmacher