Propst Albrecht: Kirche soll sich auf Kernkompetenz konzentrieren Drucken E-Mail

thumb_1a-pkalbrecht110315ekhn_becrima-WIESBADEN/RHEIN-LAHN. (17. November 2016) „Wir können auch mit weniger Menschen eine tolle Kirche machen“, sagte der Propst für Süd-Nassau, Oliver Albrecht, als er in Wiesbaden vor Journalisten auf das zu Ende gehende Kirchenjahr zurückblickte. Pfarrerschaft und Gemeinden will er auch künftig motivieren, sich auf die Kernkompetenz der Kirche zu konzentrieren: Theologie und Glaube.

Pfarrer und Mitarbeitende in der Kirche sollten sich wieder stärker auf die Botschaft der Bibel konzentrieren, sagte Albrecht in der Jahrespressekonferenz in Wiesbaden. Gerade das Reformationsjahr biete dazu eine Chance. „Die Leute fragen wieder nach Religion und Glaube, da haben wir die Themenhoheit“, so der Theologe. Die Gemeinden ermutigte er, auch neue Wege zu beschreiten, sei es bei Gottesdienstformen oder in der regionalen Zusammenarbeit.

In diesem Zusammenhang brachte der Propst auch die Idee von Teampfarrämtern und Qualifikationen im Gemeindebüro zur Sprache. Er arbeite derzeit mit anderen Experten an Maßnahmen, die zur Entlastung im Pfarramt führen sollen. Außerdem wies er auf Beispiele gelungener regionaler Zusammenarbeit hin wie der Verbindung „Evangelisch in der Esterau“. Unter diesem Slogan arbeiten seit 2012 fünf Kirchengemeinden mit zwei Dutzend Ortschaften im Dekanat Nassauer Land sehr eng zusammen und haben mittlerweile ein virtuelles Gemeindebüro.

Die vor allem demografisch bedingt nach unten zeigende Kurve der Mitgliederentwicklung von etwa einem Prozentpunkt pro Jahr verunsichere viele Pfarrerinnen und Pfarrer, denen eine Schlüsselrolle in den Gemeinden zukomme. In den von ihm vergangenes Jahr angekündigten „Trainingslagern“ habe er die Mitarbeitenden angeregt, „nicht auf die ein Prozent Schwund zu schauen, sondern sich über die 99 Prozent zu freuen, die da sind“, so Albrecht. Der Propst für Süd-Nassau sagte: „Wenn unsere Botschaft gut ist, dann kommen auch die Menschen.“

Dabei müsse die Evangelische Kirche auch auf Missstände hinweisen und sich politisch-praktisch, beispielsweise in der Arbeit der Diakonie, tatkräftig in der Gesellschaft einmischen. In politischen Stellungnahmen dürfe Kirche nicht nur als „Betriebsrat der Gesellschaft“ fungieren, „da braucht es auch einer klaren biblisch-theologischen Begründung“, so Albrecht. Er sprach sich ferner dafür aus, mehr und inniger für die Regierenden zu beten.

In den fünf Dekanaten der Propstei gab es Ende 2015 knapp 307.000 Evangelische. 2179 Kindertaufen standen 4080 Bestattungen gegenüber. Das evangelische Dekanat Nassauer Land, das 2016 aus drei Dekanaten hervorging, startete am 1. Januar mit 55.100 evangelischen Mitgliedern. Im Jahr 2015 gab es 422 Kindertaufen und 809 Bestattungen in der Region.

Albrecht verwies gleichzeitig auf die hohe Zahl an Ehrenamtlichen, die sich auf unterschiedlichsten Ebenen engagieren und die diametral zur Mitgliedschaft angestiegen sei. Allein 1200 ehrenamtliche Prediger seien in der Landeskirche aktiv. „Das sind so viele wie nie zuvor.“ Albrecht wies außerdem auf die vielseitigen Veranstaltungen in den fünf Dekanaten zum Reformationsjahr bis zum 31. Oktober 2017 hin, die beispielsweise im Dekanat Nassauer Land in einer Broschüre zusammengefasst sind.

Mehr Informationen zum Reformationsjahr im Dekanat Nassauer Land gibt es auf dieser Website links im Menü unter 500 Jahre Reformation. (bcm/cw)