Rink nach Käßmann-Rücktritt: Schwarzer Tag für Evangelische Kirche Drucken E-Mail

thumb_1margotkaessmannRHEIN-LAHN/WIESBADEN. (24.Februar) Als „großen Verlust" für die Evangelische Kirche hat der Propst für Südnassau, Dr. Sigurd Rink, den Rücktritt der EKD-Ratsvorsitzenden und Landesbischöfin der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover, Dr. Margot Käßmann, bezeichnet. „Das ist ein schwarzer Tag für die Evangelische Kirche“, sagte Rink. Käßmann sei die erste Wahl für den Protestantismus gewesen. „In ihrer klaren, aufgeweckten, ehrlichen und authentischen Art war sie einfach exzellent“, so der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).

Käßmann hatte um 16 Uhr den Rücktritt sowohl als EKD-Ratsvorsitzende als auch als Landesbischöfin erklärt, weil sie nach ihrer alkoholisierten Autofahrt nicht mehr die Autorität für das Amt besitze, die dafür notwendig sei. Sie habe einen schweren Fehler gemacht, den sie zutiefst bereue. "Ich kann aber nicht darüber hinwegsehen, dass das Amt und meine Autorität als Landesbischöfin sowie als Ratsvorsitzende beschädigt sind“, sagte sie wörtlich.

„Persönlich kann ich die Entscheidung nachvollziehen und habe das schon befürchtet“, so Rink, auch wenn sich der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Dienstag noch einmütig hinter ihre Vorsitzende gestellt hatte. „Sie selbst hat nicht mehr die innere Freiheit, mit voller Kraft Stellung zu beziehen, das ist unabhängig von äußerem Druck“, so Rink. Gerade ihr großes Maß an innerer Freiheit habe ihr aber wohl auch immer die Kraft gegeben, überhaupt solche zwei gigantischen Aufgaben an der Spitze der größten deutschen Landeskirche und der EKD gleichzeitig so brillant zu erfüllen.

„Ich finde es sehr bedauerlich, dass durch solch ein Vergehen die anerkannte Arbeit der Bischöfin endet – ohne das Delikt verharmlosen zu wollen, aber das steht in keinem Verhältnis“, sagt Matthias Metzmacher, Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung der evangelischen Kirche Rhein-Lahn. „Gerade in ihrer bisherigen Art, mit Brüchen und dem Scheitern im Leben umzugehen, ist sie für mich eine sehr glaubwürdige Repräsentantin der Evangelischen Kirche, ein Mensch, der sich nicht frei von Schuld spricht, sondern dazu bekennt“, so der Theologe. „Es zu wagen, mit solcher Schuld umzugehen, auf Gnade und Kraft zu hoffen und das Amt weiterhin zu bekleiden, hätte vielen Menschen sicher eher als Vorbild gedient als der Rücktritt. Auf der anderen Seite kann ich persönlich ihren Entschluss nachvollziehen, zumal ihr darüber hinaus Häme und weitere Anfeindungen eher erspart bleiben dürften.“

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung, und der Bischof der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck, Dr. Martin Hein, kommentierten den Rücktritt am Abend wie folgt: "Den Rücktritt der Landesbischöfin und EKD-Ratsvorsitzenden Dr. Margot Käßmann von allen kirchlichen Spitzenämtern nehmen wir mit hohem Respekt und großer persönlicher Anteilnahme zur Kenntnis. Ihr Schritt zeigt die Aufrichtigkeit und den Mut, die sie schon immer ausgezeichnet haben, ebenso ihre hohe Achtung vor den Ämtern, die sie innehatte."

Der Rücktritt bedeute für die Evangelische Kirche, dass sie eine ihrer wichtigsten Führungspersönlichkeiten verliert. "Für sie selbst ist diese Entscheidung konsequent, für die Evangelische Kirche ist sie ein schwerer Verlust. Die theologische Klugkeit, die seelsorgerliche Zugewandtheit zu den Menschen und die gewinnende Freundlichkeit von Frau Dr. Käßmann werden der evangelischen Kirche fehlen. In all ihren Ämtern hat Margot Käßmann immer ihre hohen Qualitäten eingebracht – auch schon als Pfarrerin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck. Mit Sicherheit wird auch die künftige Arbeit von Frau Dr. Käßmann als Pastorin für viele Menschen wichtig und segensreich sein." Bernd-Christoph Matern

 

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