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Propst Rink: Geld am Anfang der Bildungskette investieren Drucken E-Mail

thumb_1a-puchtler020610HAHNSTÄTTEN/RHEIN-LAHN. (10. Juni 2010) Eine flatternde Fahne mit dem Logo der Unesco wies dem Propst für Süd-Nassau, Dr. Sigurd Rink, den Weg, als er jetzt auf Einladung des Landtagsabgeordneten Frank Puchtler (SPD) den evangelischen Kindergarten (Kiga) „Pusteblume“ in Hahnstätten besuchte. Ein sichtbares Zeichen dafür, dass es in der Einrichtung für die Region Einmaliges zu erleben gibt.

Die Vereinten Nationen haben bis 2014 die Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) ausgerufen. Der evangelische Kindergarten wurde in diesem Rahmen für das Langzeitprojekt „naturnahes Außengelände“ als ein offizielles Dekade-Projekt ausgewählt, dem zweiten in Rheinland-Pfalz. Was genau es damit auf sich hat, erklärten Barbara Scheid und Kiga-Leiterin Ute Wahnel den Besuchern aus Kommune und Kirche.

Ziel ist, das etwa 35 Jahre alte, zum Teil unattraktive Außengelände mit Kindern und Erwachsenen so weiter zu entwickeln, dass es anspruchsvoll, anregend und naturnah gestaltet ist. Dabei wächst das Projekt Stück für Stück nach thematischen Schwerpunkten. Jüngstes Beispiel: die Fertigstellung eines Baummikados. Das war der sichtbare und bleibende Höhepunkt eines Projektabschnitts, der den kreativen Erlebniswert des Rohstoffes Holz in den vergangenen Wochen in der 105 Kinder zählenden Einrichtung altersgerecht in den Mittelpunkt rückte. Ähnliches gilt für die bereits 2007 in Angriff genommene mobile Wasserbaustelle und das jetzt angelegte „Beet am Apfelgarten“.

Eine finanzielle Förderung ist mit der Aufnahme ins Unesco-Projekt nicht verbunden, stellte Wahnel klar. „Je mehr man sich krumm legen muss, desto eher weiß man den Wert des Geschaffenen zu schätzen“, meinte Hahnstättens Ortsbürgermeister Joachim Egert. Sehr dankbar sind Einrichtung und Träger deshalb für die Unterstützung von heimischen Unternehmen, von Eltern und Bürgern, etwa der Rentnerband, die immer wieder Hand anlegt, sowie für die gute Vernetzung mit anderen Institutionen und Firmen, wenn es um die inhaltliche Aufarbeitung eines Themas geht, so Wahnel.

Propst Rink ermunterte Träger und Leitung der Einrichtung, nach weiteren Sponsoren wie etwa Stiftungen der Evangelischen Kirche Ausschau zu halten. „Die sind nicht alle wegen Überfüllung geschlossen“, so Rink. „Empfangen sie denn auch interessierte Gäste?“, fragte Dekan Hans-Otto Rether. Er könne sich vorstellen, dass die evangelische Einrichtung in Hahnstätten auch für andere Kindertagesstätten im Dekanat Diez und darüber hinaus beispielgebend sein könne. Verbandsgemeinde-Bürgermeister Volker Satony wollte wissen, inwieweit bei der Planung auch die Folgekosten immer berücksichtigt werden. Dankbar für die umfassende Vorstellung der Projektarbeit zeigte sich Kaltenholzhausens Ortsbürgermeister Horst Seelbach. „Wenn man versteht um was es geht, kann man das auch weitersagen.“

thumb_1a-kitaunesco-rundeFrank Puchtler erinnerte in der Runde an die Herausforderungen im Kindergartenbereich wie rückläufige Kinderzahlen, die Betreuung unter Drei- und Zweijähriger und den steigenden Integrationsbedarf, die ein Miteinander von Staat und Kirche immer wichtiger machten. „Jeder muss sich da bewegen.“ Gemeindepfarrer Robert Kuhn-Ristau sprach das Problem an, nicht allen Interessenten an einem Ganztagsplatz für ihre Kinder einen solchen auch anbieten zu können, „obwohl das für manche Kinder enorm wichtig wäre“, so der Theologe.

Propst Rink sprach sich für mehr Investitionen am Anfang der Bildungskette in den Kindergärten aus. „Wir müssen jedes Kind auf den Weg mitnehmen.“ Das wirke sich positiv auf die Schullaufbahn aus und sei sinnvoller, als erhebliche Mittel in die Nachsorge zu stecken, wenn junge Menschen später keinen Ausbildungs- und Arbeitsplatz fänden. Bernd-Christoph Matern

Bildunterzeile (oben links):
Ute Wahnel (2. von rechts) machte den Besuchern aus Kirche und Politik mitten im „Baummikado“ deutlich, was es heißt, dass der evangelische Kindergarten „Pusteblume“ als Weltdekade-Projekt der Unesco ausgewählt wurde. Von links: Frank Puchtler, Hans-Otto Rether, Barbara Scheid, Dr. Sigurd Rink, Joachim Egert, Volker Satony. Fotos: Matern