Reformation in Diez: Glaube kommt vom Hören auf Gottes Wort Drucken E-Mail

thumb_1rf16diez-bernd_holzhaeuserDIEZ. (4. November 2016) Gottes Wort in unterschiedlichen Übersetzungen stand im Mittelpunkt des festlichen ökumenischen Gottesdienstes, mit dem in der Diezer Stiftskirche das Reformationsjahr eröffnet wurde. Vertreter der evangelischen St. Peter-, der Stiftskirchen- und der Jakobusgemeinde sowie der katholischen Kirchengemeinde Herz-Jesu gestalteten die Feier im voll besetzten Gotteshaus. Im Anschluss gab es unter dem Schloss für Hunderte Besucher Leckeres wie zu Luthers Zeiten.

 

Schon der Einzug der vielen evangelischen und katholischen haupt- und ehrenamtlichen Liturgen unterstrich die Bedeutung des bevorstehenden Jahres, das mit dem 500. Jahrestag der Veröffentlichung von Martin Luthers Thesen am 31. Oktober 2017 seinen Höhepunkt erlebt. Aus vier unterschiedlichen Bibelübersetzungen zitierten anschließend die Mitwirkenden von unterschiedlichen Stellen aus der Kirche immer wieder Bibeltexte. Genutzt wurden dazu die aktuelle Luther-Übersetzung, die Einheitsübersetzung, die Zürcher Übersetzung und die Bibel in gerechter Sprache. Insgesamt gibt es ein Dutzend bedeutsamer Übersetzungen der Heiligen Schrift. „Glauben kommt vom Hören“, leitete die katholische Pastoralreferentin Brigit Losacker diese inhaltliche und örtliche Vielfalt an Schriftlesungen ein.

thumb_1a-radi311016innenvh_becrima-Die biblischen Worte erzählt und vermittelt zu bekommen, so wie auch Jesus erzählt habe, sei Grundvoraussetzung des Glaubens, sagte sie. Die beiden Kirchen seien darin eine Kommunikationsgemeinschaft, die das biblische Wort in die Lebenswelten der Menschen übersetzen und vermitteln müssten. Sie hoffe, dass „dieser Gang durch die Bibel nicht unerhört bleibt, denn das wäre unerhört“, so Losacker. Sich nicht an konfessionellen Unterschieden abzuarbeiten, sondern sich aufs Gemeinsame zu konzentrieren, solle im Programm des Diezer Reformationsjahres im Mittelpunkt stehen, sagte Pfarrerin Maike Kniese, die zusammen mit Losacker den Eröffnungsgottesdienst maßgeblich vorbereitet hatte.

Nicht Martin Luther, sondern die Reformation stehe im Mittelpunkt des Jahres, so Kniese. „Wir wollen Gott neu entdecken“, sagte die Theologin in ihrer Ansprache. Sie erinnerte an die Art und Weise, wie intensiv Luther die Bibel las. Er habe lange unter Selbstzweifeln gelitten, aber durch die Lektüre eine innere Befreiung entdeckt und erlebt. „Dass wir die Bibel neu lesen lernen und vielleicht auch Weitersagen, wünsche ich uns.“

Viel Musik bestimmte außerdem den Festgottesdienst, den Bläser aus St. Peter, der Posaunenchor der Jakobusgemeinde und die Brass-Kids unter Leitung von Peter Schreiber, der Kämmerchenchor unter Andreas Freese und der Projektchor von Herz-Jesu unter Birgit Leck sowie Organist Jonas van Baaijen mitgestalteten. Vor der Kirche erwartete die Kirchenbesucher eine gemütliche Atmosphäre, um nach dem Geist auch den Körper bei leckeren Getränken und Speisen wie zu Luthers Zeiten zu stärken.

thumb_1a-radi311016luthersalami_becrima-Besonders einfallsreich zeigten sich dabei die Fleischerei Großmann mit ihren Bratwürsten und einer Salami sowie die Bäckerei Fuhr. Letztere backen für das Reformationsjahr ein Brot nach alter Rezeptur. „Es besteht aus 50 Prozent Roggenvollkorn und 50 Prozent Dinkelvollkorn“, erklärt Sabine Fuhr-Saal, was in dem „Luther-Brot“ steckt, das jetzt ein Jahr lang im Raum Diez angeboten wird.

An Lutherwurst getüftelt

In den kulinarischen Gepflogenheiten des 16. Jahrhunderts hat Axel Großmann fürs Reformationsjahr recherchiert. Salzen, Trocknen und Räuchern seien damals die einzigen Möglichkeiten gewesen, Wurst haltbar zu machen. Aber auch geschmacklich wollte Großmann an die Reformationszeit erinnern. „Kümmel, Anis und Fenchel waren damals gängige Gewürze“, so der Diezer Fleischermeister, der eine entsprechend gewürzte Wurst austestete. „Der Geschmack war für heutige Zungen etwas gewöhnungsbedürftig“, schmunzelt er. Weil aber durch Kolumbus in dieser Zeit auch Chili in Europa Einzug hielt, versuchte Großmann entsprechend würzige Varianten als Salami und Bratwurst. Und siehe da: Das wochenlange Tüfteln hatte Erfolg. Sowohl die grob würzige Bratwurst vom Grill als auch die Luther-Salami fanden zur Eröffnung des Reformationsjahres reißenden Absatz. Bernd-Christoph Matern

Informationen zum Programm des Reformationsjahres im gesamten Dekanat Nassauer Land finden Sie links unter dem Menüpunkt "500 Jahre Reformation"; Infos zum Programm der Diezer Kirchengemeinden finden Sie hier .

Zum Foto (oben links):
Voll besetzt war die Stiftskirche zur Eröffnungs des Reformationsjahres in DIez. Foto: Bernd Holzhäuser