Reformationsjahr: Oekumene wird in Diez gefeiert und unterschrieben Drucken E-Mail

thumb_1a-pfingstgodi080517_becrima-DIEZ/RHEIN-LAHN. (22. Mai 2017) Im 500. Gedenkjahr zum Beginn der Reformation gibt es in Diez jeden Monat eine Veranstaltung zu erleben. Einer der Höhepunkte des Jubiläums-Programms steht am zweiten Pfingstfeiertag bevor: Am Montag, 5. Juni um 11 Uhr laden die drei evangelischen und die katholische Kirchengemeinde zum ökumenischen Pfingstgottesdienst auf den Marktplatz ein. Außerdem wird eine ökumenische Partnerschaftsvereinbarung von Vertretern der vier Gemeinden unterzeichnet. Im Anschluss wird den Besuchern unter freiem Himmel ein rustikales Büffet mit Essen wie zu Martin Luthers Zeiten kredenzt.

Eine Waldwanderung an Pfingsten hat in der St-Peter-Gemeinde Diez Tradition. Am Pfingstmontag soll nun die Zahl der Pfingstpilger noch einmal deutlich erhöht werden. Nicht nur aus den Diezer Kirchengemeinden setzen sich die Menschen sternförmig zum Marktplatz hin in Bewegung; auch aus anderen Gemeinden wie etwa Flacht an der Aar hat sich bereits wandernder Besuch angesagt, um rechtzeitig zum Gottesdienst in der Diezer Stadtmitte anzukommen, gemeinsam Gottesdienst zu feiern und anschließend zünftig zu speisen. „Wer, wann und wo losgeht, lässt sich am besten beim jeweiligen Pfarramt erfragen“, so Pfarrer Adi Tremper, dessen St. Peter-Gemeinde die Federführung für diesen Beitrag im Diezer Reformationsjahr übernommen hat.

Dass auch die katholische Kirchengemeinde dabei ist, wenn es darum geht, an die Einleitung der Reformation mit der Veröffentlichung von Luthers 95 Thesen 1517 in Wittenberg zu erinnern, ist für die katholische Pastoralreferentin Birgit Losacker von der Herz-Jesu-Gemeinde gar keine Frage: „Die Reformation ist ja schließlich nicht nur ein evangelisches Ding, sondern ein entscheidender Einschnitt in der Geschichte der katholischen Kirche.“ Außerdem spielten konfessionelle Unterschiede heute keine wichtige Rolle mehr. „Es geht darum, dass wir als Christen hier in unserer Region gemeinsam die Frage nach Gott wachhalten“, so Losacker.

Das drückt sich ohnehin im Zusammenleben und dem Veranstaltungsprogramm der Diezer Christen seit Jahren aus. Dazu gehört etwa, dass der evangelische Pfarrer Adi Tremper bei der Fronleichnamsprozession beispielsweise schon mal die Bibel trägt. Gemeinsame Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche, Passionsandachten, gegenseitige Fürbitten bei Kommunion und Konfirmation und nicht zuletzt das große ökumenische Engagement im sozialen Bereich haben in Diez Tradition. „Die Menschen wollen und erwarten es auch, dass wir gemeinsam etwas machen“, sagt der evangelische Stiftskirchen-Pfarrer Ingo Lüderitz und stellt fest: „Man kommt ja viel rum, aber eine solch selbstverständliche Offenheit zwischen der katholischen und den evangelischen Gemeinden, habe ich selten erlebt.“

Und diese ökumenische Verbundenheit soll während des Gottesdienstes auch nach innen und außen hin dokumentiert und wahrgenommen werden. Deshalb werden Vertreter aller Kirchengemeinden eine „Ökumenische Erklärung“ unterzeichnen. Elf Punkte umfasst die Partnerschaftsvereinbarung, die der gelebten Nachbarschaftsökumene noch schriftlichen Ausdruck verleiht. „Unsere Kirchenvorstände und der Pfarrgemeinderat haben über die Vereinbarung beraten und ihr zugestimmt“, erzählt Kerstin Lüderitz, Pfarrerin der evangelischen Jakobusgemeinde Diez-Freiendiez.

Sich von den verschiedenen christlichen Traditionen bereichern zu lassen und voneinander zu lernen ist ein Ansinnen der Vereinbarung sowie das Ziel, die Kontakte zwischen den Gruppen und Arbeitsbereichen durch gemeinsame Aktionen zu fördern. „Mit dieser Vereinbarung geben wir dem zwischen uns gewachsenen Miteinander einen verbindlichen Rahmen und verpflichten uns, dieses Miteinander auch weiterhin zu fördern und zu entwickeln“, heißt es in der Erklärung unter anderem.

Bis es zur Unterzeichnung kommt, steht für die Organisatoren und Helfer des außergewöhnlichen Pfingstfestes noch viel Arbeit bevor, damit es sich die Gäste aus fern und nah auf dem Marktplatz bequem machen können. „Wir hoffen natürlich auf gutes Wetter“, sagt Adi Tremper. Aber auch bei Regen muss niemand zuhause bleiben, denn in der katholischen Herz-Jesu-Gemeinde ist direkt um die Ecke genügend Raum zum Ausweichen ins Trockene. Für prächtige Musik auf dem Marktplatz sorgen unter anderem die Posaunenchöre Freiendiez und St. Peter. Bernd-Christoph Matern

Zum Foto:
Ziehen wieder einmal an einem Strang, damit diesmal auf dem Diezer Marktplatz am Pfingstmontag viele hundert Menschen gemeinsam feiern und sich anschließend rustikal verköstigen lassen können (von rechts): Pfarrer Adi Tremper (St. Peter-Gemeinde), Birgit Losacker (Herz-Jesu-Gemeinde), Kerstin Lüderitz (Jakobus-Gemeinde) und Ingo Lüderitz (Stiftskirchen-Gemeinde). Foto: Matern