Religion, Familie und Bildung sind Themen der Frankfurter Buchmesse Drucken E-Mail

thumb_10-bm09-leben-scherfthumb_10-bm09-liebeFRANKFURT/RHEIN-LAHN. (14. Oktober) Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am gestrigen Dienstag in Frankfurt die weltgrößte Buchmesse eröffnet. 7300 Verlage aus 100 Ländern zeigen dort bis zum 18. Oktober knapp 125.000 Neuerscheinungen. Auch Religion, Familie und Bildung sind Themen, denen die Besucher in den sieben Messehallen in harter oder weicher Hülle und in Fülle begegnen. Dauerbrenner für alle Leseratten – ganz gleich auf welchen Bestseller-Listen: Die Suche nach Glück und Liebe.

Der Religion ist auf der Buchmesse ein eigener Bereich in Halle 3 gewidmet, gleich neben der Touristik und der Frankfurter Antiquariatsmesse, in dem namhafte Verlage die neuesten Werke vertrauter Kirchenautoren ausstellen. Wolfgang Huber, Margot Kässmann, Anselm Grün, Jörg Zink oder auch Henning Scherf, Präsidiumsmitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Lebensratgeber für Krisen, die Mitte des Lebens, das Ende der Einsamkeit. thumb_10-bm09-kaessmanAber auch ganz praktische neue Ratgeber zu Gottesdienstformen, Konfirmanden- und Gemeindearbeit finden sich in den der Religion gewidmeten Tausenden von Regalbrettern.

thumb_10-bm09-gottesdienstekonfisthumb_10-bm09-maennerinbibelthumb_10-bm09-kinderbibelnDa finden sich Jakobswege der Seele neben Wegbeschreibungen zu sich selbst oder auch Betrachtungen über die Männer in der Bibel. Da wird über Lebensgeschwindigkeiten philosophiert oder die Frage, was denn normal ist und was nicht. Neue Kinderbibeln fallen ins Auge oder Titel, die Lösungen thumb_10-bm09-lutherbuchstuetzeangesichts des Klimawandels anzeigen. Genügend Nachschlagewerke und Feierabend-Lektüre, die weit über die dunkle Jahreszeit hinausreicht. Und wie wäre es passend dazu eine Bücherstütze aus Holz mit Luthers Konterfei?

Reich an Geschenk-Ideen werden in den kommenden Wochen die Regale in den heimischen Buchhandlungen sein. Viel Spirituelles - immer wieder gepaart mit Kunst - ziert viele thumb_10-bm09adventskalenderthumb_10-bm09esokalenderBuchtitel und die Regale. Bis Freitag ist die Messe dem Fachpublikum vorbehalten. Am Samstag und Sonntag kann sie dann von Jedermann besucht werden. Auch neue Adventskalender zieren die Stände. Christliche Kalender fürs Jahr 2010 sind übrigens schwieriger zu finden als solche, mit denen esoterisch oder astrologisch die Tage begonnen oder die Monate umgeschlagen werden.

Aber auch in den Hallen, die nicht expressis verbis das Thema Religion aufgreifen, geht es doch mehr oder weniger um menschliches Suchen, für das in der Bibel schon vor 2000 Jahren Antworten gegeben wurden. Das Spiel von Tod und Teufel oder aber die Suche nach Glück und Liebe, sei es in Form von Belletristik oder thumb_10-bm09-glueckSachbuch, mit hartem Einband oder als Taschenbuch. Da stellt Sarah Kuttner ihr Mängelexemplar von den Depressionen einer jungen Frau vor, Eckart von Hirschhausen propagiert, dass Glück selten allein kommt, Richard David Precht stellt die Liebe als ein unanständiges Gefühl vor und Peter Sloterdijk philosophiert über den übenden Menschen. Populäre Psychologie und Philosophie dominieren die Sachbuch-Stände. Ebenso wird die Bildungsdebatte über die richtige Erziehung in gedruckter Weise immer wieder von Verlagen und Autoren aufgegriffen.

Auch neue Formen digitaler Bücher werden präsentiert. thumb_10-bm09-digitalesRomane für das Handy, thumb_10-bookaufshandySachbücher für elektronische Lesegeräte, Spiele für Online-Communities und Literaturverfilmungen für Smart Phones – die Messe zeigt, wie stark sich die internationale Buch- und Medienbranche im Wandel befindet und zeugt vom Versuch vieler Verlage, digitale Welten zu erobern. Doch preislich kann das E-Book kaum mit der Druck-Version mithalten. Und in der Branche selbst wird die Zukunft elektronischer Bücher nach einer Umfrage sehr unterschiedlich eingeschätzt.

Für die echte Leseratte keine Alternative zum bedruckten Papier – sind sich die meisten Diskutanten an den Ständen zumindest einig. Mehr Interesse wecken da neue Hörbücher, die ein Stück bildenden Buchkonsums auch während der Autofahrt ermöglichen. Groß ist die Auswahl an Kinder- und Jugendliteratur. Eine Nische: die Herausgabe mehrsprachiger Schul- und Kinderbücher. Der Bildung und Erweiterung der Medienkompetenz von Kindern und Erwachsenen wird breiter Raum gewidmet.

thumb_10-bm09china-sstaatsprsidentViel Kritik mussten sich die Frankfurter Messemacher für die Wahl des Gastlandes China gefallen lassen. Und doch gibt die Begegnung auch Gelegenheit zum Dialog. Wer mit offenen Augen und Ohren durch die Hallen geht, der findet schnell die Möglichkeit, mit den Asiaten ins Gespräch zu kommen; nicht nur thumb_10-bm09-china1über Literatur, auch über die Politik. Im Schatten der monumental erstrahlenden Präsentation des Gastlandes, das der stellvertretende Staatspräsident der Volksrepublik, Xi Jinping besucht, finden sich auch Veranstaltungen mit chinesischen Dissidenten oder Gespräche mit Autoren, deren Bücher in deren Heimat auf dem Index stehen. Und die Stimme Tibets kommt in Frankfurt ebenso zu gedrucktem und gesprochenem Wort. Tatsächlich können die Messebesucher hunderte Gesichter des riesigen Landes kennen lernen. 500 Veranstaltungen zum diesjährigen Ehrengast geben darüber hinaus Gelegenheit zu Diskussionen.

thumb_10-bm09-irrethumb_10-bm09alles-knaurDie Frankfurter thumb_10-bm09-wwf-demo1Buchmesse passt sich auch immer wieder dem Zeitgeist an. Da ist nicht nur Philosophieren und Diskutieren angesagt. Erstmals gibt es auf der Buchmesse ein eigenes Areal rund um das Thema „Genuss“, in dem vor allem Kochrezepte für die heimische Küche in vielfältigen Formaten kredenzt werden. Neben dem Messeturm verschaffen sich andere kritische Stimmen Gehör und staunende Blicke: Die Umweltstiftung WWF (World Wildelife Fund) macht mit spektakulärer Abseilkunst an einem Hochhaus auf die Abholzung von Wäldern aufmerksam. Die Aktion scheint gar nicht so aus der Luft gegriffen wie sie daher kommt. Leicht ließe sich ein Bogen zum Ehrengast-Land der Buchmesse spannen. Schreiblust und Lesehunger haben Grenzen. Würde jeder Chinese eine Tageszeitung abonnieren, würden die Wälder der Erde nicht ausreichen, um das entsprechende Papier dafür zu produzieren. Bernd-Christoph Matern

Die Öffnungszeiten für Privatbesucher (Eintritt 14 Euro, Schüler 7 Euro) sind am Samstag, 17. Oktober von 9 bis 18.30 Uhr und am Sonntag, 18. Oktober, 9 bis 17.30 Uhr.