Rhein-Lahn-Bläser trotzen in München dem Regen Drucken E-Mail

thumb_1a-kt1305schpfungstagthumb_1a-pochor2RHEIN-LAHN. (14. Mai 2010) Rund 300.000 Besucher zählte die Eröffnungsfeier des zweiten Ökumenischen Kirchentages in München. Darunter sind auch rund 150 evangelische und katholische Christen aus dem Rhein-Lahn-Kreis, die sich noch bis Sonntag bei einem 3000 Veranstaltungen umfassenden Mammutprogramm informieren, diskutieren, beten und gemeinsam feiern. Einige sind mit der ganzen Familie angereist, andere mit einem Instrument. So etwa die Mitglieder der Posaunenchöre aus Dausenau und Dachsenhausen, die sich mit einem Chor aus Neuhäusel zusammengetan haben.

Am Freitag bliesen sie während einer Bibelarbeit mit der thüringischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht in einer der Münchner Messehallen. Die Passanten der Münchner Innenstadt erfreuten sie an Christi Himmelfahrt in der Münchner Residenz mit ihrem Posaunen- und Trompetenklang. „Man hat zwar durch die Proben und das Instrument, das aufbewahrt werden will, nicht so viel vom eigentlichen Programm des Kirchentages, aber es macht immer wieder Spaß, mit anderen Musikern in so einer Gruppe zu spielen“, sagt Gerd Jung aus Dausenau, ein „Alter Hase“, was öffentliche Auftritte bei Kirchentagen und anderen kirchlichen Großevents anbelangt.

thumb_1a-pochor1„Das ist toll“, sagt der 15-jährige Marc Adler aus Dachsenhausen, der zum ersten Mal eine solche Veranstaltung erlebt. „Die Gemeinschaft ist eine ganz coole Sache“, erzählt Sabrina Peters aus Dachsenhausen. „Wir haben in der U-Bahn Leute aus Bayern und Baden-Württemberg getroffen, die auch ihre Instrumente dabei hatten. Und dann haben wir ein bisschen gespielt“, erzählt die 25-Jährige. Applaus gab es nicht nur von den U-Bahn-Fahrern, sondern auch von den Menschen, die in der Residenz stoppten, um den von Uli Glomb aus Neuhäusel geleiteten Klängen zu lauschen.

Während der Abend der Begegnung für alle Rhein-Lahn-Christen im Trockenen gefeiert werden konnte, bestimmt seit Donnerstag Regen die Veranstaltung, die unter dem Leitwort steht „Damit ihr Hoffnung habt“. Trotzdem lassen sich die katholischen und evangelischen Teilnehmer dadurch nicht die Stimmung vermiesen und suchen in einer ganzen Reihe von Foren nach neuen Möglichkeiten, die Gemeinsamkeiten des Glaubens zu entdecken und den Dialog zu fördern.

„Ökumene an der Basis“ war etwa ein Treffen zwischen evangelischen und katholischen Christen aus dem Rhein-Lahn-Kreis mit dem Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung überschrieben. Dabei diskutierten die Vorsitzende der evangelischen Dekanatssynode St. Goarshausen Anja Gemmer und der Vorsitzende der katholischen Bezirksversammlung Rhein-Lahn Lothar Bindczeck mit dem hessen-nassauischen Kirchenoberhaupt über Verbindendes und Trennendes. Die beiden ehrenamtlichen Kirchenvertreter aus dem Rhein-Lahn-Kreis wurden auch vom Südwestrundfunk über ihre Erfahrungen beim ökumenischen Kirchentag interviewt für einen Beitrag, der am Sonntag in der SWR-Sendung „Rheinland-Pfalz aktuell“ um 19.45 Uhr über den Ökumenischen Kirchentag ausgestrahlt wird.

Am Sonntag fahren die Rhein-Lahn-Christen zurück in die Heimat in der Hoffnung, dass auch die Begegnungen in München für neue Impulse der Zusammenarbeit auf örtlicher Ebene sorgen. Im gemeinsamen Glauben fühlen sie sich bereits jetzt durch die Themenarbeit und Gottesdienstfeiern gestärkt. Bernd-Christoph Matern

Basis-Ökumene baut auf Verbindendes


MÜNCHEN/RHEIN-LAHN. „Die Unterschiedlichkeiten sollten uns nicht voneinander abhalten, gemeinsam zu feiern“, thumb_1a-kt10kumenebasiskpsagte Kirchenpräsident Dr. Volker Jung während eines Gespräches mit Vertretern der evangelischen und katholischen Kirchen aus den Dekanaten an Rhein und Lahn am Münchner Odeonsplatz. Jung traf dort vor dem zentralen Himmelfahrtsgottesdienst die Präses des Dekanates, Anja Gemmer, den Vorsitzenden der katholischen Bezirksversammlung Rhein-Lahn, Lothar Bindczeck, den katholischen Pastoralreferenten Manfred Steiger (Lahnstein) sowie die evangelischen Kirchentagsbesucher Uwe Hinterwäller (Kirchenvorstand der Kirchengemeinde Friedland) und Melanie Strobel (Obertiefenbach).

Um gemeinsam bei Veranstaltungen und Gottesdiensten auftreten zu können, müsse Trennendes – etwa, wenn es um Reliquien gehe – nicht ausgespart werden, vielmehr könne nach Formen gesucht werden, die unterschiedlichen thumb_1a-kt130510himmelfahrtkpStandpunkte zu verdeutlichen und um die jeweilige Frömmigkeit zu verstehen. Für die evangelischen wie katholischen Rhein-Lahn-Christen immer noch schmerzlich sei die ungeklärte Abendmahlsfrage, gerade in konfessionsverschiedenen Familien und Partnerschaften. Alle am Gespräch Beteiligten wünschten sich etwa die Feier einer gemeinsamen Osternacht, die auch das gemeinsame Abendmahl einschließt. Selbst wenn an der Basis bei der Eucharistie-Feier keine Unterschiede gemacht würden, wünschten sich Katholiken und Protestanten doch auch eine offizielle Lösung, die von den theologischen Spitzen getragen wird, war ein von Gemmer und Bindczeck geäußerter Wunsch, von dem sie sich auch vom ökumenischen Kirchentag neue Impulse erhofften.

„Eucharistische Gastfreundschaft wäre ein wünschenswerter Schritt auf dem Weg zu mehr Gemeinsamkeit in dieser zentralen Frage“, sagte der Kirchenpräsident. Jung motivierte aber auch dazu, das Gemeinsame und Verbindende in den Vordergrund zu stellen. Bei vielen gesellschaftlichen Problemen seien auch an der Basis die Kirchen als Christen und nicht als Katholiken oder Protestanten gefragt. Ein gemeinsames christliches Auftreten und entsprechende Stellungnahmen seien gegenüber der Politik wünschenswert und sinnvoll, meinte Lothar Bindczeck.

thumb_1a-kt10beschirmtWeniger theologisch philosophierende Spitzengespräche und mehr praktische Aufklärungsarbeit wünschte sich Uwe Hinterwäller. Der Berufsschullehrer erlebe täglich, wie das christliche Wissen verkümmere, „von den Unterschieden zwischen Katholiken und Protestanten ganz zu schweigen.“ Dass in Kirchengemeinden und Dekanaten viel gemeinsam bewegt wird, wurde dem evangelischen Kirchenpräsidenten während des Gesprächs ebenso bewusst. Gerade die vielen persönlichen Kontakte und Freundschaften, von denen Anja Gemmer berichtete, machten die Ökumene stark, sagte Jung. Gemeinsame Projekte in der Jugendarbeit oder wie das von Manfred Steiger angesprochene ökumenische Forum Kirchen im Welterbe Mittelrhein seien Beispiele, wie christliche Werte an der ökumenischen Basis ins Bewusstsein der Öffentlichkeit getragen werden könnten. Bernd-Christoph Matern

 

 

Da berühren sich Himmel und Erde

 

MÜNCHEN/RHEIN-LAHN. Im Anschluss an das Gespräch nahmen die Christen aus dem Rhein-Lahn-Kreis und der Kirchenpräsident am Odeonsplatz in Münchens Mitte am zentralen Gottesdienst zum Himmelfahrtstag teil. thumb_1a-kt1305himmelf1Rhythmische Schläge auf die Toaca, das traditionelle Stundenholz in der orthodoxen Kirche, eröffneten am Donnerstagmorgen die zentrale Ökumenische Feier. In drei Prozessionen waren zuvor orthodoxe, katholische und evangelische Christen zum Odeonsplatz gezogen, nachdem sie Gottesdienste in ihren eigenen Liturgien abgehalten hatten. 10.000 Menschen besuchten die Feier, die unter dem Titel „Hier berühren sich Himmel und Erde“ steht.

Vor allem lautstarke liturgische Gesänge versuchen, Himmel und Erde, sowie evangelische, katholische und orthodoxe Christen zusammenzubringen. Es entstehen bewegende Momente mit dem bayrischen evangelischen Landesbischof Johannes Friedrich, dem Münchener katholischen Erzbischof Reinhard Marx und dem orthodoxen Bischof Vasilius aus Stuttgart. Manchmal sagen eben Klänge mehr als Worte.

Zumindest der Himmel zollt dem harmonischen Bemühen Respekt und stellt den zähen Nieselregen ein. Der Schatten des Kirchentags liegt aber auch auf dieser bewegenden Feier. Dorothea Sattler, Direktorin des Ökumenischen Instituts in Münster, nimmt in ihrer Ansprache Bezug zu den jüngsten Missbrauchsskandalen und der„langen Schuldgeschichte der Kirche“. Ihrer Ansicht nach ist es gerade in Zeiten des Zweifels wichtig, sich Gott zu vergewissern. In der Person Jesu sei Gott den Menschen nahe gekommen. Sein Leben zeige, dass Gott gerade den „Zerschlagenen und Bedrückten“ beistehe. Doch es bleibt nicht nur beim Singen, Loben und Klagen.

thumb_1a-kt10schpfungsbaumWährend der ökumenischen Feier wird auch ein „Schöpfungstag“ ausgerufen, den katholische, evangelische und orthodoxe Kirchen künftig im Herbst gemeinsam begehen sollen. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Kirchen in Deutschland, der Braunschweiger evangelische Bischof Friedrich Weber, setzt sich für dieses praktische Zeichen der Ökumene ein. Der Schöpfungstag zeige die gemeinsame Sorge für die Erde. "Nach uns die Sintflut geht nicht mehr", so Weber. Angesichts der fortschreitenden Ausbeutung und Zerstörung des Globus sei dies nötig. Der Aufbau einer Arbeitsgemeinschaft der Christlichen Kirchen ist derzeit auch im Rhein-Lahn-Kreis in der Vorbereitungsphase.