Sozialstation Diez betreut nun Demenzkranke zuhause Drucken E-Mail

thumb_1demenzbetreuerdiklDIEZ/RHEIN-LAHN. (9.März) Einen häuslichen Betreuungsdienst für Menschen mit Demenz baut zurzeit die kirchliche Sozialstation des evangelischen Dekanates Diez auf. Das Angebot bietet nicht nur den Dementen in den Verbandsgemeinden Diez, Hahnstätten und Katzenelnbogen für einige Stunden im Monat mit Spiel, Musik, Bewegung oder Gesprächen Abwechslung, es entlastet in dieser Zeit auch die Angehörigen.

Erste Erfahrungen mit der Betreuung hat Rosemarie Kissel gemacht, die mit Spielen in der Tasche wie „Mühle“ oder „Mensch-ärgere-Dich-nicht“ ihre Klientel besucht. Bei schönem Wetter kann die Betreuung aber auch in Form eines Spaziergangs ablaufen. „Man muss sich langsam vortasten, um zu erfahren, was die Leute gern machen und können.“

So hatte die Betreuerin der Sozialstation ihr eigenes „Aha-Erlebnis“ mit einer Schlaganfall-Patientin, mit der sowohl das Reden als auch das Spielen nicht richtig klappen wollte. Unsicher, ob sie überhaupt verstanden wird, versuchte es Kissel mit einem Spiel, bei dem Sprichwörter vervollständigt werden müssen. Und siehe da: Die Betreute lieferte perfekte Antworten.

Auf Bewegung setzt Ulrike Müller, wenn sie die Demenzkranken zuhause besucht. Schon als Übungsleiterin für den Breitensport in Altendiez lernte sie die ganzheitliche Wirkung von Gymnastik und Sport kennen. Jetzt hat sie ihr Wissen als Herzsport-Übungsleiterin weiter vertieft und trainiert mit den an Demenz erkrankten Menschen Balance und Koordinationssinn. „Ich habe zwar immer Übungsmaterial wie Bälle, Kegel oder Tücher dabei, zeige den Leuten aber auch, wie sie mit Dingen aus dem normalen Haushalt – etwa einem Wattebausch oder einem Handtuch – ihre motorischen Fähigkeiten selbst trainieren können“, so Müller.

Den Gedankenaustausch unter Erkrankten sowie den pflegenden Angehörigen möchte Brigitta Frese mit entsprechenden Gesprächskreisen und Themenabenden fördern. „Zum einen tut es gut, wenn man merkt, dass es noch andere Menschen gibt, denen die Pflege von Angehörigen Probleme bereitet, zum anderen erhalten die Leute auch ganz konkrete Hilfsangebote“, so Frese.

Mit Musik und Rhythmen ermöglicht Birgit Dahm-Begeré einen Zugang zu Menschen mit Demenz. Sie hat ein Gruppenangebot konzipiert, das Dementen und ihren Angehörigen im oftmals anstrengenden und gereizten Zusammenleben Entlastung und ein positives Gemeinschaftserlebnis bescheren soll. „Musik ist ein guter Weg, an Demenz erkrankte Menschen zu erreichen“, erklärt die Musiktherapeutin. Auch das Singen vertrauter Melodien löse ein angenehmes Gefühl aus. Musik könne als sinnliches Kommunikations- und Ausdrucksmittel auch für die pflegenden Angehörigen ein Weg sein, in Beziehung zu bleiben und die Lebensqualität im Pflegealltag zu steigern.

Start für die zehnteilige Reihe ist Montag, 20. April. Bereits am Montag, 16. März, 15 bis 16 Uhr, besteht die Möglichkeit, kostenlos an einer Schnupperstunde „Musik und Demenz“ teilzunehmen.

Seit dem vergangenen Jahr gibt es aus den Mitteln der Pflegeversicherung die Möglichkeit, die allgemeine häusliche Betreuung für Menschen mit Demenz anzufordern. Zwischen 100 und 200 Euro können dafür pro Monat beantragt oder auch fürs ganze Jahr angesammelt werden. „Demenzkranke und Angehörige profitieren beide davon“, erklärt die Leiterin der Sozialstation, Evelin Scheffler. In wieweit ein Anspruch auf Betreuungsgeld bei der Pflegestufe 0 vorliegt, überprüft der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK). Dies ist dann der Fall, wenn zwar ein Hilfebedarf vorliegt, dieser aber unter 45 Minuten täglich liegt.

Nähere Informationen über den allgemeinen häuslichen Betreuungsdienst gibt die kirchliche Sozialstation unter Telefon 06432/91980. Bernd-Christoph Matern

Bildunterzeile: Betreuen auf unterschiedliche Weise Demenzkranke in ihrem häuslichen Umfeld (von links): Rosemarie Kissel, Brigitta Frese, Birgit Dahm-Begeré und Ulrike Müller. Foto: Bernd-Christoph Matern