Spiel und Gesang vereint mit Flüchtlingen im Nassauer Land Drucken E-Mail

thumb_1a-wcf231114betrieb_becrima-NASSAU. (2. Dezember 2014) Zum ersten Mal hatten die katholische und die evangelische Kirchengemeinde Nassau Flüchtlinge aus der Verbandsgemeinde Nassau zu einem ökumenischen Willkommens-Café eingeladen. Neben Kuchen und Kaffee waren es vor allem Spiele für die Kinder und Gesangsdarbietungen der Erwachsenen, die Einheimische und Asylbewerber aus den Kriegs- und Krisengebieten dieser Welt vereinten.

"Mit solch einem Andrang hätten wir gar nicht gerechnet“, sagt Pastoralreferent Michael Staude, als im katholischen Pfarrheim flugs noch Tische und Bänke herbeigeschafft werden, damit die rund 30 Flüchtlinge und viele Bürgerinnen und Bürger aus dem Nassauer Land – unter ihnen Stadtchef Armin Wenzel – noch einen Sitzplatz bekommen. In einer Spielecke sowie beim Fußball im Hof finden Kinder über alle Sprachbarrieren hinweg schnell zueinander. Die großen Gäste tun sich da schon etwas schwieriger.

Nach Kaffee und Kuchen bricht Martina Kissel-Staude mit einem Liedblatt das Eis. Das Volkslied „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“ sorgt für farbige Ausflüge in die unterschiedliche Sprachwelt der Anwesenden: die Farben werden beispielsweise in arabischen, serbokroatischen oder auch afrikanischen Übersetzungen angestimmt. Und schnell finden sich Solisten, die noch mehr fremdsprachige Lieder vortragen. Flüchtlinge aus Afghanistan, Somalia, Ägypten, thumb_1a-wcf231114vvsingen_becrima-Mazedonien, Syrien, dem Kosovo, Sinti und Roma haben an den hübsch gedeckten Kaffeetafeln Platz genommen; Asylbewerber, geduldete Personen und erst kürzlich im Nassauer Land aufgenommene Flüchtlinge.

"Ich fühle mich sehr wohl hier“, sagt etwa ein aus Syrien geflüchteter 35-Jähriger in gebrochenem Deutsch. Vor fünf Monaten kam er über das Mittelmeer und Italien mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern nach Deutschland und wohnt jetzt in Winden. In Ägypten arbeitete er für eine deutsche Firma im Sanitärbereich, eine Arbeit, der er jetzt auch gern wieder nachgehen würde, wenn er dürfte. Seiner Frau ist die Erleichterung, im Nassauer Land friedlichen Boden unter den Füßen und ein sicheres Dach über dem Kopf gefunden zu haben, vom Gesicht abzulesen. Die Kinder können den Kindergarten in Winden besuchen und fröhlich spielen „und das ohne Bomben in direkter Nähe!“, erzählt sie froh mit Händen, Gesten und ihren bescheidenen Deutschkenntnissen. Dankbar und erleichtert ist sie auch, selbst endlich wieder nachts ohne Angst vor Bombenlärm und Schüssen in Ruhe schlafen zu können.

Gern würden die Flüchtlinge ihr Deutsch verbessern; aber dem steht die Verkehrsanbindung Windens entgegen; Schicksalsgenossen in Misselberg geht es nicht anders. Michael Staude kennt noch andere Probleme was Aufenthalts- und Arbeitsregelungen der Anwesenden anbelangt. „Die Rechtslage ist ein Dschungel“, weist er auf ein Dilemma der geltenden Flüchtlingspolitik hin. „Man will so gern helfen, dabei aber auch die geltenden Gesetze beachten.“

Neben den vielen engagierten freundlichen Gastgebern der beiden Kirchengemeinden in Küche und Spielecke sind deshalb auch Dorothea Westermayer und Sabine Prothmann von der Migrationsberatung des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn im Pfarrheim zugegen. Sie beraten während des Cafés oder vereinbaren einen Termin. Die Beratungsstelle unterstützt im Umgang mit Behörden, bei allen Fragen zum Aufenthaltsrecht, zu sozialrechtlichen Leistungen und Ansprüchen, zu familiären, sozialen oder finanziellen Notlagen.

Das Miteinander zwischen Einheimischen und Flüchtlingen möchte auch Pfarrer Markus Fehlhaber, Pfarrer für Ökumene der evangelischen Kirche Rhein-Lahn, fördern. „Begegnungen helfen, Vorurteile abzubauen“, so Fehlhaber. Und Nassaus evangelischer Gemeindepfarrer Joachim Winkler ergänzt: „Neben ganz praktischer Hilfe wollten wir mit dem Café auch einen Anstoß für die menschliche Zuwendung geben; die Flüchtlinge sollen spüren, dass sie hier willkommen sind.“

Die Möglichkeit soll es im katholischen Pfarrheim weiterhin geben. Als „Teestube Begegnung“ ist es einmal im Monat für Flüchtlinge und andere Interessenten geöffnet, um ehrenamtliche Hilfe, Beratung, Hilfe im Alltag, bei Formularen und Sprachschwierigkeiten anzubieten. Die nächsten Termine sind Donnerstag, 11. Dezember und Donnerstag, 22. Januar jeweils von 17 bis 19.30 Uhr. Bernd-Christoph Matern