Startseite
Stolpersteine erinnern in Nassau an Biografie j?discher Mitb?rger Drucken E-Mail
thumb_1stolper-becker090110NASSAU. (25.Januar) Stolpersteine sollen die Erinnerung an die jüdischen Familien Nassaus im Alltag lebendig halten. Vor Häusern und Grundstücken, in denen Juden lebten, die vertrieben und später ermordet wurden, sollen Pflastersteine mit einer Messingkappe in die Gehwege eingelassen werden, die an das grausame Schicksal ihrer Bewohner erinnern. Auslöser der Aktion war ein Gedenkabend, zu dem die Stadt Nassau am 10. November in die evangelische Johanneskirche eingeladen hatte.

Jetzt wurden die Grundstücke vorgestellt, vor denen die Steine auf ihre ehemaligen Bewohner aufmerksam machen sollen. Die Steine selbst sollen aus Spenden finanziert werden, an denen sich auch die Kirchengemeinde beteiligt.

thumb_1stolper01-2010bStadtbürgermeister Armin Wenzel und der Koordinator der Aktion, Dieter Wortmann, begrüßten Bürger sowie die ehemaligen Nassauer Waltraud Becker-Hammerstein und Werner Becker aus Bonn, um detaillierter die Aktion vorzustellen. Letztere haben mit ihrem Buch „Julius Israel, Nassau“ eine wichtige Vorarbeit für die Stolpersteine geleistet. In ihm wird unter anderem dokumentiert, wo welche Familien lebten.

Erstmals wurde ein Lageplan gezeigt, der ausweist, wo „Stolpersteine“ gesetzt werden können. Das Bonner Ehepaar erläuterte die Biografien der an elf verschiedenen Orten lebenden rund 20 Personen, für die jetzt nach Spendern für die Stolpersteine gesucht wird. Gleich ist den 14- bis 80-jährigen Nassauern jüdischen Glaubens, dass sie nach ihrer Vertreibung aus Nassau grausam ermordet wurden oder nach ihrer Deportation als verschollen gelten. Einer – Gustav Stern – hatte die Pogromnacht am 10. November 1938 in Nassau so erschüttert, dass er sich eine Woche später in einem Wiesbadener Hotel das Leben nahm.

thumb_1stolper01-2010aDie nüchternen Schilderungen über Lebensweise, Stammbäume und Engagement der Opfer im Stadtleben ließen ein Stück unvorstellbarer Nassauer Geschichte lebendig werden, berührten in Verbindung mit den von Odelia Lazar (rechts) vorgetragenen Stücken der jüdischen Liturgie und boten viele Anknüpfungspunkte für weitere Spender aus der Bürgerschaft. Eine handvoll Sponsoren – Privatleute, der SPD-Ortsverein und die evangelische Kirchengemeinde - haben sich bereits für Steine gefunden.

Teilweise sind die ehemaligen Wohnhäuser und Grundstücke neu überbaut oder wie die damalige Synagoge nicht mehr von einer Straße aus erreichbar. „Da ist jeweils zu überlegen, wo die Steine am sinnvollsten platziert werden“, so Dieter Wortmann, der sich nun viele Aktionen und eine große Spendenbereitschaft für die Aktion wünscht. Bernd-Christoph Matern

Den Bericht über den Gedenkabend zur Pogromnacht in Nassau finden Sie hier.

Bildunterzeile: Waltraud Becker-Hammerstein und Werner Becker erklärten an einem Lageplan, wo in Nassau jüdische Mitbürger lebten, die vertrieben und später ermordet wurden. Fotos: Matern