Wirtschaftsforum: Fairer Handel verringert Fluchtursachen Drucken E-Mail

thumb_1a-wffh261115puchtler_ugr-RHEIN-LAHN. (9. Dezember 2015) „Die Welt ist in Bewegung“, eröffnete Landrat Frank Puchtler ein Wirtschaftsforum im Bad Emser Kreishaus unter dem Titel „Eine Welt und fairer Handel“. Die Flüchtlingssituation zeige, dass in der Vergangenheit vielleicht nicht genügend Entwicklungshilfe geleistet wurde, „damit die Menschen zuhause eine Perspektive haben“. 

Mit dem „Eine-Welt-Forum“ wolle die Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft (WFG) Rhein-Lahn vor allem ein Bewusstsein für die globalen Zusammenhänge schaffen und in der Region mit ihren Möglichkeiten dazu beitragen, dass Worten auch Taten folgen können, erklärte Puchtler, Vorsitzender der WFG Rhein-Lahn.

Dass nicht Geldvermehrung, sondern das Wohl der Menschen, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung Ziele wirtschaftlichen Handelns sein müssen, erklärte Matthias Metzmacher in seinem Referat. Allein in Deutschland wanderten fast 20 Millionen Tonnen Lebensmittel jedes Jahr in den Müll, während knapp eine Milliarde Menschen täglich hungere, so der Theologe. Der Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung der evangelischen Kirche Rhein-Lahn erinnerte an die 1970-er Jahre, als die Welt noch in eine 1. (die Industrienationen), eine 2. (die kommunistischen Staaten) und eine 3. Welt (die ärmsten Staaten) eingeteilt wurden.

thumb_1a-wffh261115metzmacher_becrima-Militärische Konflikte, Klimawandel, Reaktorkatastrophen, globaler Handel und das Internet zeigten, dass dieses Bild lange überholt ist. Metzmacher: „Keiner kann sich mehr abschotten!“. Es sei ein Skandal, wenn in Deutschland mit „Geiz ist geil“-Mentalität Kinder und andere Menschen auf der Welt ausgebeutet würden, „nur um ein Schnäppchen zu machen“. „Wie kann ein Hähnchen 3,99 Euro kosten oder ein Liter Milch billiger sein als ein Liter Mineralwasser?“, fragte Metzmacher.

Doch kein Verbraucher in der Region brauche es bei frommen Sonntagsreden zu belassen, wies er auf die Eine-Welt-Läden im Rhein-Lahn-Kreis hin, die vielen Selbstvermarkter und sogar Supermärkte, in denen schon fair gehandelte und Produkte aus der Region angeboten würden. Mehr als eine Milliarde Umsatz im Jahr 2014 seien auch mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. Metzmacher wies auf die Kampagne Fairtrade-Town hin, die Städte auszeichnet, in denen in besonders vielen Geschäften fair gehandelte Produkte angeboten werden; Bad Ems strebt derzeit zum Beispiel dieses Siegel an. „Fairer Handel trägt dazu bei, Fluchtursachen zu bekämpfen“, so Metzmacher.

thumb_1a-wffh261115foyer_becrima-Im Anschluss an das Referat diskutierten die anwesenden Gewerbetreibenden, Politiker und Vertreter von Eine-Welt-Vereinen konkrete Schritte, „faire Produkte“ im Kreis noch bekannter zu machen und sie etwa auch im konventionellen Handel zu vermarkten. Bernd-Christoph Matern