Wolf von Lojewski: Luther hat gegen K?rbis gute Chancen Drucken E-Mail

thumb_1arf-lobesucherklthumb_1arf-lopredigt2klST. GOARSHAUSEN/RHEIN-LAHN. (3.November) „Für Luther auf die Kanzel zu gehen und für ihn zu werben – ich glaube die Chancen sind gar nicht so schlecht, dass das nach wie vor Sinn macht und Erfolg hat“, sagt Wolf von Lojewski. Der Fernsehjournalist und langjährige Moderator des „heute-journals“ war prominenter Gastprediger des dekanatsweiten Reformationsgottesdienstes des evangelischen Dekanates St. Goarshausen. Etwa 300 Besucher füllten die evangelische Kirche in der Loreleystadt.

"Sie waren schon oft Gast in unseren Wohnzimmern", begrüßte Pfarrer Günter Rein den Gastprediger und wies darauf hin, dass alle Getauften zur Verkündigung berufen seien. Die Rückbesinnung auf den Grund des Glaubens, die Reformation, sei keine Erinnerung an ein historisches Datum, sondern heute und auch in Zukunft immer wieder notwendig, so Rein.

thumb_1arf-loliturgieklVon Lojewski schilderte kurzweilig, was „mein Luther“ für ihn bedeutet, seine Gründe, evangelisch zu sein und wie es um die Zukunft der Reformation bestellt ist. „Vielleicht sollten wir mehr Einsatz zeigen“, sagte der 71-Jährige angesichts einer Umfrage im Morgenmagazin zum Thema Reformation und Halloween, in der Luther sehr schlecht abschnitt, während die Feste rund um den Kürbis als „irgendwie geil“ bezeichnet wurden. „Nun, mit solchen Vokabeln können wir für Luther sicher keine Reklame machen“, so von Lojewski. Zuversichtlicher stimme, dass der Reformator bei der Suche nach dem „größten Deutschen“ für eine große Unterhaltungssendung im ZDF den zweiten Platz belegte. „Den Kürbis hat keiner gewählt.“

thumb_1rf-lopredigtLuthers Rechtfertigungslehre sei ihm etwas zu juristisch. Mit schmunzelndem Blick äußerte der Jurist die Frage „Könnte Gott Theologie studiert haben?“. Gnade, Liebe, ja, aber die guten Taten kämen ihm manchmal etwas zu kurz. Die richtige Theorie entscheide auch nicht immer über die Wirkung. thumb_1arf-besucherkl„Ich weiß nicht was soll es bedeuten“ sei schlechtes Deutsch, „aber hätte Heines Loreley-Lied so viel Bedeutung gewonnen, wenn er sich an die Regeln deutschen Satzbaus gehalten hätte?“

Luthers Liedtexten sei der Heilige Geist abzuspüren. „Das hat den Dichter wirklich bewegt“, so der Journalist. Nur dadurch entfalte sich die Kraft eines Liedes. Ebenso habe er die Bibel mit ganzem Herzen übersetzt. Und wenn die Welt voller Übersetzungskommissionen wäre – das habe die Schrift in all den Jahren nicht unbedingt besser gemacht. „Meine Übersetzung ist von 1950.“

thumb_1arf-lokantoreiklGrob und verletzend sei Luther zu Moslems, Juden und Papst gewesen. Letzterer habe es mit dem Ablasshandel aber auch toll getrieben. „Ich bin sicher: heute wäre Luther milder.“ Seinen Satz „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“ hätten in der Geschichte dagegen schon mehr Menschen sprechen sollen.

Auch Einblicke in Zweifel am Glauben, in Diskussionen mit seiner – katholischen – Ehefrau, lieferte das Präsidiumsmitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Einen Journalisten, der sich mehr als 40 Jahre mit Krisen, Katastrophen und Problemen in aller Welt beschäftigt, begleite freilich auch die Frage nach dem Sinn des Ganzen. Ein Interview mit Gott hätte er gern einmal gemacht, um zu erfahren, ob er alles richtig gemacht hat. Und er hoffe, dass Gott diese Überlegung mit einem gnädigen und gütigen Lächeln begleite.

thumb_1arf08-empfang7aklApplaus quittierte die Predigt. Anja Gemmer, Präses des Dekanates, überreichte von Lojewski Rheinwein als kleines Dankeschön. Zusammen mit dem Gast, Pfarrer Rein, Matthias Pflugradt und Gislinde Buschmann hatte sie die Liturgie gestaltet. Für eine anspruchsvolle musikalische Umrahmung des Reformationsfestes sorgten die Dekanatskantorei unter Markus Ziegler, der auch beeindruckend die Orgel in dem vollen Kirchenschiff erklingen ließ, sowie die Bläsergruppe „Loreley-Ensemble“ unter Joong-Heon Yoon.

thumb_1arf08-empfang5klIm Anschluss nutzten die Gottesdienstbesucher die Gelegenheit, sich im thumb_1arf08-empfang6klGemeindehaus der Kirchengemeinde St. Goarshausen bei einem Glas Wein und kleinen Leckerbissen, über die Predigtgedanken auszutauschen. Eine gute Tat war auch mit dem Gottesdienst verbunden, denn die Kollekte ist für herzkranke Kinder bestimmt, dessen Bundesverband von Lojewski unterstützt. Bernd-Christoph Matern